Sie springen auf die Tische des Klassenzimmers, schreiben und malen Fenster und Tischplatten voll, wälzen sich weinend und schreiend auf dem Boden. So sieht es aus, wenn die Schauspieler Elena Schmidt und Konstantin Frank vor Schülern das Klassenzimmerstück „Das hier ist kein Tagebuch“ des Jungen Deutschen Theaters Berlin aufführen.
Im Rahmen des SÜDKURIER Medienprojekts Klasse!, das von der EnBW unterstützt wird, waren die beiden Schauspieler aus Berlin zu Gast in drei Schulen: dem Schulverbund Nellenburg in Stockach, dem Hegau-Gymnasium in Singen und der Gemeinschaftsschule Gebhard in Konstanz.
Keine Bühne, kein Vorhang: Die Schauspieler sind mittendrin
Das Schauspiel basiert auf dem gleichnamigen Jugendbuch von Erna Sassen und wurde für Aufführungen vor und vor allem in Klassen adaptiert. Schauspieler und Schüler trennt weder Bühne noch Vorhang: Elena Schmidt und Konstantin Frank sind mittendrin, verschieben Tische, wechseln mit den Schülern die Plätze und sprechen oder schreien sie auch mal direkt an.
Es ist keine leichte Kost, die den Schülern an den drei Schulen geboten wurde: Hauptperson des Stücks ist der 16-jährige Bou, der nach dem Selbstmord seiner Mutter immer tiefer in eine Depression rutscht, trinkt, Medikamente schluckt, nichts mehr isst und schließlich verstummt.

Irgendwann stellt ihn der Vater vor die Wahl: Entweder er beginnt zu schreiben oder er wird in die Psychiatrie eingewiesen. Bous tagebuchartigen Einträge strukturieren das Stück, geben Einblicke in das Seelenleben des Jugendlichen, offenbaren Lichtblicke und Rückschläge.

Die Schüler erlebten mit, wie Bou schließlich aus seiner Depression herausfindet.

Elena Schmidt und Konstantin Frank wechselten während der Aufführung zwischen den Rollen der Geschichte stets hin und her: Mal war einer von ihnen Bou, mal sein Vater oder seine Freundin Pauline.
„Wir fanden es wichtig, dass mit dem Stück ein oft totgeschwiegenes Thema angesprochen wird“, sagte Vanessa Wind. Die Deutschlehrerin hat die im Stück auftauchenden Problemfelder mit den Schülern der Klasse 8a der Realschule Stockach vor der Aufführung behandelt.
Nach dem Stück nahmen sich die Schauspieler und die Theaterpädagogin Leonie Tarris Zeit, das Geschehene mit der Klasse gemeinsam zu besprechen. „Es ist wichtig, dass die heftigen Themen aufgefangen werden“, erklärte Leonie Tarris, die die Schauspieler begleitet.
Die Schüler waren vom Stück begeistert. „Es war sehr realistisch und es wurden Themen angesprochen, die uns Jugendliche bewegen“, sagte die 13-jährige Annabell Hofmann aus Stockach. Auch die Konstanzer Schüler seien von der Intensität des Spiels und des Themas sehr gebannt gewesen, hat Claudia Steigerwald, Deutschlehrerin an der Gemeinschaftsschule Gebhard in Konstanz, beobachtet. "Die Einblicke in psychische Erkrankungen haben die Schüler positiv aufgenommen und das hat ihr Verständnis geweckt", so Steigerwald.
Das sagen die Schauspieler über ihren Auftritt in Stockach:
Klasse!-Projekt
Klasse! ist ein SÜDKURIER-Medienprojekt für Schulen, in dem Schüler erfahren, wie Nachrichten entstehen und welche Rolle Journalismus dabei spielt. Als Abschluss können die Schüler eigene Beitrage auf einer Sonderseite in der Tageszeitung oder eine Multimediageschichte auf SÜDKURIER Online veröffentlichen.
Wer sich entscheidet, beim Klasse!-Projekt noch dieses Jahr mitzumachen, kann 100 Euro für die Klassenkasse gewinnen. Anmeldungen unter www.suedkurier.de/klasse oder per Mail an klasse@suedkurier.de.