Pünktlich zum Start der Europameisterschaft in Frankreich hat der Konzern Ferrero eine Sonderedition der  Kinderschokolade herausgebracht. Auf den Verpackungen sind Kinderbilder von Spielern der deutschen Nationalmannschaft abgebildet. Neben Mario Götze, Lukas Podolski und Mats Hummels sind auch Ilkay Gündogan und Jérôme Boateng zu sehen.

Das passt einigen mutmaßlichen Pegida-Anhängern gar nicht. Vor wenigen Tagen wurde auf der Facebook-Seite "Pegida BW - Bodensee" ein Bild gepostet, das Kinderschokolade-Verpackungen mit den Fotos von Gündogan und Boateng zeigt. Der Bildausschnitt ist dabei so gewählt, dass nicht zu erkennen ist, dass es sich um eine Aktion zur Fußball-EM handelt. "Vor Nichts wird Halt gemacht", heißt es im Text dazu, und "Gibts die echt so zu kaufen? oder ist das ein Scherz?"
Bild 1: Pegida-Anhänger vom Bodensee wettern gegen Kinderschokolade-Sonderedition
Bild: Screenshot Facebook-Seite Pegida BW - Bodensee

Die Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.
"Die versuchen einem echt die Scheisse, als normal unterzujubeln, armes Deutschland" heißt es unter anderem, oder "Ja soweit kommt es noch... nutzen die Türken und andere Länder Fotos von deutschen Kindern auf irgendwelchen Süßigkeiten/Lebensmitteln? Nein, sicher nicht." 

Der Konzern Ferrero reagierte auf seiner Facebook-Seite, auf der die Aktion mit einem Video beworben wird, auf die Diskussion: "Wir von Ferrero möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich von jeglicher Form von Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung distanzieren."



Gegenwind erhielten die Pegida-Anhänger aber auch auf ihrer eigenen Facebook-Seite. Unter dem Post fanden sich zahlreiche Kommentare wie dieser: "Als sie uns zum Weltmeister gemacht haben habt IHr sie gefeiert...und hier wegen harmloser Kinderfotos mach ihr so ein Theater...".

Pegida-Chef Lutz Bachmann distanzierte sich gegenüber dem Portal web.de von der Facebook-Seite "Pegida BW Bodensee". Diese sei kein offizieller Ableger von Pegida, sondern nutze widerrechtlich den Namen, wird Bachmann auf web.de zitiert. Auf Facebook ist die Seite mittlerweile nicht mehr erreichbar. Bachmann kündigte auf Facebook an, sich nicht weiter zu dem Thema zu äußern.

Die Polizei in Konstanz hat die Gruppe vom Bodensee seit längerem im Blick. "Hin und wieder schlägt was bei Facebook auf", sagt ein Polizeisprecher. "Aber wer dahinter steckt und wo die verortet sind, ist eigentlich nicht bekannt." Es sei gut möglich, dass die Gruppe nicht vom Bodensee, sondern von irgendwo anders gesteuert werde.


So spottet das Netz über die Kinderschokoladen-Kritik


Die Geschichte hat inzwischen bundesweite Aufmerksamkeit. DFB-Präsident Reinhard Grindel verurteilte die Kritik an den Kinderschokoladen-Fotos scharf: "Bei uns kommt es auf Leistung an und nicht auf die Herkunft eines Spielers oder an welche Religion er glaubt. Mehr sollte man zu den geschmacklosen Anmerkungen nicht sagen".

Auch das Netz reagierte prompt: Der Hashtag #kinderschokolade war seit dem späten Mittwochvormittag das Top-Thema auf Twitter. Dort kursieren zahlreiche Kinderschokoladen-Varianten mit Til Schweiger oder Frauke Petry, die die Aktion von Pegida kommentieren.
 

Twitter-Protest mit Jugendfotos nach Wirbel um Kinderschoko-Werbung

Eigene Kinderbilder als Antwort auf fremdenfeindliche Kommentare über Fußballer-Jugendfotos auf Kinderschokolade-Packungen: Immer mehr Twitter-Nutzer posten in dem sozialen Netzwerk Fotos von sich unter dem Hashtag «cutesolidarity». Zu der Kampagne für eine multikulturelle Gesellschaft hatte der «Zeit»-Journalist Mohamed Amjahid aufgerufen: «Wir sind so süß und fabelhaft und so deutsch! Yalla macht mit bei #cutesolidarity und postet eure Kinderbilder gegen #Pegida».