Wir haben guten Grund dazu. Seit Dezember 2014 sind wir schon nationales Unesco-Kulturerbe. Das war ein erster Schritt; er zeigt deutlich die Bedeutung der Fastnacht vor allem auf nationaler Ebene. Wir wollen jetzt einen Schritt weitergehen und den Eintrag ins Weltkulturerbe erreichen. Dafür werden wir uns mit dem rheinischen Karnveal zusammenschließen, um an die Spitze zu kommen. Wir wissen, dass man für einen Vorstoß dieser Güte einen starken Partner braucht – das fröhliche Rheinland.
Der Verband der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte (VSAN) ist gemeinnützig. Er ist also auf öffentliche Förderung angewiesen. Wir hoffen, dass wir nach dem Erwerb des Titels mehr finanzielle Unterstützung erhalten.
Nicht nur. Wir wollen die Fastnacht vom Image der Saufveranstaltung und der reinen Party wegbekommen. Das schlechte Image hat sie nicht verdient. Sie ist mehr als Party. Sie sieht auf eine alte Tradition zurück und reicht weit ins Mittelalter zurück. Bei der Fastnacht soll es lustig zugehen, kein Zweifel, aber wir wollen auch auf die kulturellen Wurzeln aufmerksam machen.
Das kommt gelegentlich durch. Unser Verband VSAN kämpft gegen das Vorurteil an. Die Fernsehübertragungen im SWR sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Damit wird die Narretei eher ernstgenommen.
Es ist nicht verwerflich, wenn man einmal kräftig auf den Putz haut. Das gehört sogar zur Fastnacht, es ist eine wichtige Seite davon. Wir wollen nur nicht, dass es überhand nimmt und zum Selbstzweck wird.
Nicht automatisch. Doch hoffen wir, dass es leichter wird, wenn wir zum Beispiel Sponsoren ansprechen und Unterstützung einwerben. Damit verbunden wäre auch ein Auftrag: Wir müssen deutlich machen, wofür die Fastnacht steht. Denken Sie an den Narrenschopf hier in Bad Dürrheim, den wir 2012 ganz neu gestaltet haben. Das kostet! Wir haben die Hoffnung, dass wir wieder mehr Geld in die Kassen bekommen.
Neue Ideen ja, aber einen Wildwuchs an Zünften wollen wir nicht. Wir schauen genau, ob es historische Vorbilder und Wurzeln für eine neue Gruppe gibt. Da sind wir schon streng.
Aber natürlich, denken Sie nur an die religiösen Wurzeln der Fasnacht. Das verbindet sie wiederum mit der Insel Reichenau. Fastnacht sind die Tage vor dem Fasten. Deshalb wird vor Aschermittwoch noch einmal alles gegessen und buchstäblich verbraten, was Küche und Keller hergeben.
Da gibt es kein Falsch und Richtig. Es handelt sich vielmehr um regionale Spielarten. In jedem Landstrich sagt man anders dazu. Von der Bedeutung her kommt die Version 'Fastnacht' der Sache am nächsten. In dieser Schreibung wird am ehesten deutlich, dass die närrischen Tage auf die Nacht vor dem Fasten zulaufen. Fasnacht oder Fasnet oder Fasenacht sind Abwandlungen, die der Dialekt mit sich bringt. Am jeweiligen Ort sind sie auch voll angebracht.
Kathleen Mönicke, 38, leitet seit Kurzem den Narrenschopf in Bad Dürrheim. Dort präsentieren sich die alten Zünfte im Südwesten mit ihren Masken und närrischen Kleidern (Häs). Mönicke ist ausgebildete Museologin, sie arbeitete lange Zeit am Badischen Landesmuseum in Karlsruhe.