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Das für den umstrittenen Ersttransport von Atommüll auf dem Neckar benötigte Schiff liegt seit Montag am stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim unter Polizeischutz bereit. Die „Lastdrager 40“ und die Schubboote „Edda“ und „Ronja“ hätten die etwa 50 Kilometer lange Strecke nach der Abfahrt am frühen Morgen von Neckarwestheim störungsfrei zurückgelegt, sagte Behördensprecher Roland Fleischer. Den sogenannten Schubverband begleiteten Sicherheitskräfte mit Booten, Einsatzfahrzeugen und einem Hubschrauber. Auf dem Schiff selbst befanden sich demnach keine Polizisten.

Polizisten gehen am 26. Juni in Gundelsheim vor einem Transparent mit der Aufschrift "Castor-Transport: Die Gefahr steigt - Der Atommüll ...
Polizisten gehen am 26. Juni in Gundelsheim vor einem Transparent mit der Aufschrift "Castor-Transport: Die Gefahr steigt - Der Atommüll bleibt". Atomkraft-Gegner protestieren mit einer Mahnwache gegen einen Castor-Transport, der in den kommenden Tagen hochradioaktivem Abfall mit einem Schiff auf dem Neckar in ein Zwischenlager am Kernkraftwerk Neckarwestheim gebracht werden soll. | Bild: Marijan Murat (dpa)

Das Schiff soll nach dpa-Informationen an diesem Dienstag mit drei Castor-Behältern samt ausgedienter Brennelemente beladen werden und am Mittwoch zum Zwischenlager in Neckarwestheim zurückfahren. Es wäre nach Angaben des Energieversorgers EnBW die erste Verfrachtung von Atommüll auf einem Fluss in Deutschland. Am Montag demonstrierten Aktivisten in Gundelsheim (Kreis Heilbronn) friedlich gegen den Plan der EnBW. Für den Transporttag werden größere Proteste erwartet. Insgesamt plant die EnBW fünf Transporte mit je drei Castoren.

Das Schiff hatte in Neckarwestheim am Montag um 05.20 Uhr abgelegt. Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) nannte den bevorstehenden Transport von Atommüll eine Enttäuschung. Die Gemeinde musste in der vergangenen Woche vor dem Verwaltungsgericht Berlin eine Niederlage hinnehmen, als sie den Transport mit einem Eilantrag zumindest verzögern wollte.
„Ich schließe eine Beschwerde gegen das Urteil nicht aus - aber es wäre sehr ärgerlich, wenn bis zu einer weiteren Entscheidung bereits einige Transporte erfolgt wären“, sagte Winkler der Deutschen Presse-Agentur.

Forderungen der Politik


Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, forderte die EnBW auf, Neckarwestheim 2 ein halbes Jahr früher als vorgesehen vom Netz nehmen. Dies wäre dann ein „Ausgleich“ für den Atommüll aus Obrigheim, den Neckarwestheim aufnehme, sagte sie der „Heilbronner Stimme“ (Dienstag).

In Gundelsheim hatten einige Dutzende Demonstranten auf das Schiff gewartet. Als die „Lastdrager 40“ in die Schleuse fuhr, protestierten mehrere Aktivisten auf einer nahen Brücke. Auf Transparenten waren Sprüche wie „Castor-Transport: Die Gefahr steigt - der Atommüll bleibt“ und „Atomkraft? Nein danke“ zu lesen. Sicherheitskräfte der Polizei beobachteten die Lage. Über weitere Proteste werde beraten, sagte Herberth Würth vom Aktionsbündnis „Neckar castorfrei“.

Vorwürfe, sie würden die Sicherheit des Transports gefährden, wiesen die Atomkraftgegner zurück. „Natürlich richten sich unsere Aktionen gegen die Transporte, aber nie in einer Art, die Menschen gefährdet“, sagte Würth. „Wir weisen die Polizei sogar darauf hin, dass aus Strahlenschutzgründen ein Sicherheitsabstand eingehalten werden muss. Wir sind gespannt, wie die auf dem Schiff eingesetzten Beamten vor der Strahlengefahr aus den Castoren geschützt werden“, meinte er.