Uli Homann

Die Uni-Klinik Freiburg hat eine Frauenmilchbank eingerichtet – es ist die erste ihrer Art in ganz Baden-Württemberg. Die Muttermilch aus dem Depot ist als Nahrung für alle sehr kleinen Frühgeborenen bestimmt, die in der Neonatologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Uni-Klinik betreut werden.

In der Frauenmilchbank wird die gespendete Muttermilch bei minus 20 Grad Celsius im Gefrierschrank gelagert. Zuvor wird sie mikrobiologisch untersucht und – wenn nötig – pasteurisiert. Die Spenderinnen sind Mütter Neu- und Frühgeborener, die auf der Station für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (Frühchenstation) liegen. Die Frauen werden genauestens auf Erkrankungen untersucht, bevor sie ihre Muttermilch abgeben. Als Spenderinnen kommen Frauen in Frage, die einen Überschuss an Muttermilch bilden, der über den Bedarf ihres eigenen Kindes hinausgeht.

Das Ziel, die sehr kleinen Frühchen möglichst mit Muttermilch zu versorgen, wird deshalb verfolgt, um auf künstliche Säuglingsnahrung verzichten zu können. Das sagt der Neonatologe Daniel Klotz, der die Frauenmilchbank leitet. Die Forschung habe gezeigt, dass Frühgeborene die Muttermilch besser vertragen als jede künstliche Baby-Nahrung. Bei der Versorgung mit Muttermilch treten dem Arzt zufolge angeblich auch deutlich seltener schwerwiegende Darmkomplikationen auf. Daniel Klotz ist sich sicher: „Die Frauenmilchbank liefert einen wichtigen Baustein für eine optimale Betreuung unserer Frühgeborenen.“ Als Frühgeborene gelten Babys, die mehr als drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kommen – in Deutschland sind das neun Prozent aller Kinder.

Muttermilch gilt ganz generell als die gesündeste Nahrung für Säuglinge. Sie schützt die Kleinsten im weiteren Verlauf ihres Lebens vor vielen Infektionen oder allergischen Erkrankungen. Da Mütter von Frühgeborenen oft nur wenig oder sogar gar keine Milch bilden, wurde bisher auf künstliche Säuglingsnahrung zurückgegriffen.

Die im Februar in Freiburg eingerichtete Muttermilchbank eröffnet bessere Möglichkeiten. Da die Aufbereitung von Frauenmilch als Spendermilch sehr aufwändig und sehr teuer ist, erhielt das Klinikum Hilfe von ehrenamtlicher Seite. Das Projekt der Deponierung von Muttermilch wurde durch eine Anschubfinanzierung des Frühchenvereins Freiburg auf den Weg gebracht.

Bis in die 1970er-Jahre hinein waren in Deutschland Muttermilchbanken an viele Krankenhäuser angeschlossen. Allein in der ehemaligen DDR gab es bis zur Wende im Jahr 1989 in Kliniken rund 60 Annahmestellen für Muttermilch. Diese wurden auch rege genutzt. Mit dem Auftauchen des HI-Virus in den 1980er-Jahren wurden viele Sammelstellen jedoch geschlossen, da der Immunschwäche-Virus auch über die Muttermilch übertragen wird.

Aktuell gibt es laut Angaben der European Milk Bank Associaton (EMBA) nur 13 Kinderkliniken in Deutschland, die über eine Muttermilchbank verfügen. Bis auf München und nun Freiburg liegen diese Banken ausschließlich in den neuen Bundesländern. Durch die hohen hygienischen Maßstäbe, die mit der Aufbereitung der Frauenmilch verbunden sind, ist vielen Kliniken eine Muttermilchbank zu aufwändig, vor allem aber auch zu teuer geworden. Freiburg geht für Baden-Württemberg nun mit gutem Beispiel voran.

Schon gewusst?

Die Haltbarkeit ist die größte Herausforderung bei der Muttermilch – wie bei Kuhmilch auch. Abgepumpte Muttermilch sollte bei Raumtemperatur innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden, sonst verdirbt sie. Gekühlt ist sie wie jede unbehandelte Frischmilch bis zu fünf Tage im Kühlschrank haltbar. Je länger sie lagert, desto mehr steigt die Keimbelastung. Sie kann bei minus 20 Grad Celsius eingefroren werden, verliert dabei jedoch wichtige Stoffe. Tiefgefroren ist Muttermilch sechs Monate haltbar. Auftauen lässt sich eingefrorene Muttermilch über Nacht im Kühlschrank, sie sollte dann am gleichen Tag verbraucht werden.

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