Die Fleischerinnung Lörrach-Waldshut geht gemeinsam mit mehreren Fleischerbetrieben einen bisher einzigartigen Schritt: Neun junge Inder sind jetzt in Südbaden angekommen, die hier eine Ausbildung zum Fleischer oder Fleischereifachverkäufer beginnen. Weitere vier indische Azubis folgen in den kommenden Wochen.

„Vor knapp zwei Jahren hätte niemand gedacht, dass wir heute diese Auszubildenden aus Indien begrüßen können“, sagt Joachim Lederer, Obermeister der Fleischerinnung Lörrach-Waldshut beim offiziellen Empfang. „Wir gehen hier gemeinsam voran.“

Metzgermeister Joachim Lederer (links) freut sich auf die Arbeit mit den indischen Auszubildenden.
Metzgermeister Joachim Lederer (links) freut sich auf die Arbeit mit den indischen Auszubildenden. | Bild: Metzgerei Lederer

In Lederers Betrieb beginnen zwei Auszubildende ihre Lehre. Die Metzgerei Dosenbach in Bad Bellingen nimmt drei Auszubildende auf, bei der Landmetzgerei Senn aus Eimeldingen startet ein Azubi und bei der Metzgerei Hug in Steinen zwei Azubis. Außerdem beginnen fünf Auszubildende in Edeka-Märkten ihre Lehre.

Lösung für den Fachkräftemangel

Als die Handwerkskammer Freiburg nach Lösungen für den akuten Mangel an Auszubildenden und Fachkräften suchte, kam ein Angebot einer indischen Personalagentur auf den Tisch. „Ein solches Pilotprojekt ist nicht mit jedem umsetzbar“, sagt Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer. „Es braucht Partner mit Weitblick und Risikobereitschaft. Diese Partner haben wir mit der Innung und den teilnehmenden Betrieben gefunden.“

Gemeinsam mit der Partneragentur in Indien wurden von Kammer, Innung und Betrieben geeignete Bewerber gesucht – in einem monatelangen Auswahlprozess. Mehrere Online-Auswahlgespräche und Vorbereitungstermine standen auf dem Programm, bis klar war, dass 13 Teilnehmer kommen können.

Nun stellen die Ausbildungsbetriebe neben einer aufgestockten Ausbildungsvergütung auch die Unterkunft und leisten Mehrarbeit bei der Betreuung. Auch die Beschäftigten leisten zusätzliche Arbeit, um die neuen Kollegen einzulernen und einzuarbeiten.

„Der Einsatz hat sich bereits gelohnt“

Die indischen Auszubildenden haben einen mehrmonatigen Deutschkurs hinter sich, um möglichst reibungsfrei in die laufenden Betriebe integriert werden zu können. „Was man aber schon heute sieht: Der Einsatz hat sich für alle Beteiligten bereits gelohnt“, so Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg.

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Fachkräfte aus dem Ausland zu generieren, wird eine zunehmend wichtige Säule für die Handwerksbetriebe in Südbaden. „Bereits heute haben 20 Prozent der Auszubildenden im Kammerbezirk Freiburg keinen deutschen Pass.“ Die Rahmenbedingungen seien aber alles andere als einfach – auch mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz.

„Das Gesetz geht leider am aktuellen Bedarf der Betrieb vorbei“, macht Ungern-Sternberg deutlich. Für kleine Betriebe sei die Suche nach Auszubildenden und Fachkräften im Ausland allein kaum zu stemmen. „Deshalb wollen wir als Kammer Netzwerke bieten, die hierbei unterstützen.“ Die Vorbereitungen für das nächste Jahr laufen bereits.